Julian
Faulhaber
Prototypes
Pressetext
/ Press Release - Prototypes
Prototypes
- alle Arbeiten / all works
Prototypes in der FAZ
Julian
Faulhaber
Prototypes
„Wir
sind in eine Welt der Zeichen eingetreten, und wir benutzen sehr oft
Objekte nicht mehr als Gebrauchsgegenstände, sondern als Zeichenträger.
Die Dinge werden nicht mehr entworfen. Der Entwurf wird ihnen im
Nachhinein übergestülpt. Als Design, als Erscheinungsform, als Symbol.
Die Dinge haben keinen Zweck mehr zu erfüllen, sie sind Produktion, die
wir zu konsumieren haben. Also existieren sie aus ihrer aufgelegten
Bedeutung, sie haben Symbolwert.“ *
In
seiner aktuellen Arbeit „Prototypes“ gibt Julian Faulhaber erneut
seiner Faszination für das Material LDPE Raum. Seine Fotografien
versammeln Gegenstände aus unserer alltäglichen Lebensumwelt, die aus
Polyethylen bestehen. Faulhaber stellt sie frontal oder leicht in die
Tiefe gedreht vor Augen, in der jeweils gleichen Bildgröße bei durchaus
verschieden großen Gegenständen. Über den tatsächlichen Maßstab gibt
die Legende, die jeder der Tafeln beigegeben ist, nur unzureichend
Aufschluss: dort werden neben der Bezeichnung des Gegenstandes seine
Ausmaße und sein Gewicht angegeben – allerdings ohne Maßeinheiten wie
Zentimeter oder Gramm. Faulhaber untersucht überwiegend weiße
Gegenstände mit der Schwarzweißfotografie.
Fast
könnte man dabei an eine forschende Unternehmung denken. Aber hier wird
eine wissenschaftliche Aufarbeitung von Gegenstand und Beschreibung
lediglich zitiert, denn Faulhaber geht es um die Funktion von Bildern
im Modus des Beschreibens. Den Gegenständen im Bildraum immer den
gleichen Stellenwert zuzumessen, heißt, sie nur untereinander
vergleichbar zu machen. Eine Vergleichbarkeit der Bildwelt mit
irgendetwas außerhalb ihrer selbst wird so negiert.
Faulhabers
Kamera entrückt die Gegenstände in eine eigene Sphäre, gibt ihnen
Gleichwertigkeit, Raum und Ausdehnung, lässt ihnen Gestalt und Form. So
rückt in den Blick, wie Kunststoffe unsere Welt verändert haben – sie
haben ihr künstliche Gegenstände und Anmutungen hinzugefügt,
skulpturale Einheiten, die für sich attraktiv sind, in der Versammlung
bei Faulhaber aber als eine imaginierte Dokumentation auftreten. Die
Darstellung denunziert sich selbst, verrät jede Objektivität und stellt
uns nur vor neue Rätsel. Die scheinbare Forschung an den Gegenständen
erweist sich vielmehr als Abhandlung über das Wesen der Fotografie
zwischen Konstruktion und Repräsentation.
Julian
Faulhaber nutzt seine fotografische Arbeit, um Essentielles zu
behandeln. Dabei sind die Ergebnisse auf überraschende Weise ästhetisch
faszinierend und dies in einem jeweils dem Thema entlehnten und
zugleich angepassten Gewand. In früheren Arbeiten hat sich Faulhaber
mit der Essenz von Räumen, mit der von Farben und in seiner Serie
„Catalogue“ mit der Essenz der Zeit befasst. Die vorliegende Serie
schließlich adressiert die Essenz der Dinge im Verhältnis zu ihrem
Bild: „Prototypes“.
Peter
Schmieder
*Aicher,
Otl: The World as Design. Ernst & Sohn, Berlin 1991.
All
images © Julian Faulhaber/ VG Bildkunst Bonn. The project is supported
by Stiftung Kunstfonds Bonn.
Julian
Faulhaber
Prototypes
“We
have entered into a world of symbols, and it is common for us to no
longer use objects as practical tools but as vehicles of symbols.
Objects are no longer conceived. A concept is imposed on them
retrospectively: as a design, as an outward form, as a symbol. Objects
no longer serve any purpose; they are products for us to consume.
And
so they exist from the meaning they display – they have symbolic
value.” *
In
his latest work, “Prototypes,” Julian Faulhaber once again gives space
to his fascination for the material LDPE. His photographs gather
objects from our everyday life environment which are made of
polyethylene. Faulhaber pictures the objects frontally or slightly
turned into depth, each with the same image size, even though their
actual dimensions are quite different. The captions accompanying each
panel provide only insufficient information about the scales: In
addition to the name of the object, its dimensions and weight are
indicated – but without actual units such as centimeters or grams.
Faulhaber mainly explores white objects, with black-and-white
photography.
You
could almost think of a research project here. But a scientific review
and description of the object is only invoked, as Faulhaber is after
the function of images in the way of describing them. To place the same
value on each object in the pictorial space is to make them only
comparable to each other; a comparability of the world of art with
anything lying outside of it is thus negated.
Faulhaber’s
camera releases the objects into a sphere of their own, giving them
equivalence, space and expansion while keeping their shape and form.
This is how plastics have changed our world – they have added
artificial objects and appearances, sculptural units that are
attractive to themselves, but in Faulhaber’s assembly appear as an
imagined documentation. The presentation denounces itself, betrays
every objectivity and only presents us with new puzzles. Ultimately,
the seeming research of the objects proves to be a treatise on the
nature of photography between construction and representation.
Julian
Faulhaber uses his photographic work to deal with something essential.
At the same time, the results are aesthetically fascinating in a
surprising way, and in a way that is both inspired by and adapted to
the subject. In previous work Faulhaber has approached the essence of
space, colors and, in his “Catalogue” series, with the essence of time.
Finally, the present series addresses the essence of things in relation
to their image: Prototypes.
Peter
Schmieder (Translated by Simone Schede)
*Aicher,
Otl: Die Welt als Entwurf. Ernst & Sohn Verlag, Berlin 1991.
alle
Motive © Julian Faulhaber/ VG Bildkunst Bonn, Text © der Autor. Das
Projekt wird von der Stiftung Kunstfonds Bonn unterstützt.
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Julian
Faulhaber, Prototypes, Exhibiton View
© Julian Faulhaber, VG Bildkunst Bonn
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